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Tag des Sieges: Gegenwart

Neben der Geschichte des sowjetischen Kriegsgedenkens forsche ich seit Jahren zu heutigen Gedenkpraktiken im Zusammenhang mit dem Tag des Sieges am 9. Mai — sowohl in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion als auch anderswo, insbesondere in Deutschland.

In den Jahren 2013 und 2015 war ich jeweils Co-Leiter interdisziplinärer Forschungsprojekte zu diesem Thema. Im Rahmen dieser Projekte beobachteten unsere Teams, die sich aus VertreterInnen der Soziologie, der Geschichtswissenschaften, der Anthropologie und anderer Fächer zusammensetzten, am und um den 9. Mai jeweils gleichzeitig die Feierlichkeiten zum Tag des Sieges an verschiedenen Orten der postsozialistischen Welt, von Berlin bis Tomsk und von Narva bis Sofia. Neben der Beobachtung führten wir hunderte Interviews mit VeranstalterInnen und einfachen TeilnehmerInnen durch, fotografierten und kartografierten die Veranstaltungen, trugen Medienberichte und Posts aus sozialen Medien zusammen und forschten in Archiven. Ein besonderes Augenmerk galt der Interaktion mit dem städtischen Raum, vor allem mit sowjetischen Kriegsdenkmälern.

Auf dieser Seite finden Sie eine Auflistung aller aus den Projekten hervorgegangenen Veröffentlichungen, einschließlich Video- und Audioaufzeichnungen von Vorträgen und Interviews, auf Belarussisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und Ukrainisch. Mehr über die Projekte erfahren Sie unten im Abschnitt „Häufig gestellte Fragen“ sowie in den Einleitungen zu den beiden Sammelbänden.

  1. Bücher
  2. Aufsätze, Buchkapitel, Interviews
  3. Video und Audio
  4. Häufig gestellte Fragen

Bücher:

Памятник и праздник Kriegsgedenken als Event

Mischa Gabowitsch, Cordula Gdaniec, Ekaterina Makhotina (Hrsg.) Kriegsgedenken als Event. Der 9. Mai 2015 im postsozialistischen Europa. Paderborn: Ferdinand Schöningh, 2017. – 345 S. 38 Fotos, 20 Karten.

Памятник и праздник: этнография Дня Победы / Под ред. Михаила Габовича. Санкт-Петербург: Нестор-История, 2020. – 416 с. 98 цв. илл. [Denkmal und Fest: Ethnographie des Siegestags. Hrsg. von Mischa Gabowitsch. Sankt-Petersburg: Nestor-Istorija, 2020. 416 S., 98 Farbill.]

Aufsätze, Buchkapitel, Interviews:

(Bei den mit einem Sternchen markierten Aufsätzen handelt es sich um z.T. gekürzte Vorab-Veröffentlichungen von Kapiteln aus dem Band „Памятник и праздник“ , der jedoch auch zahlreiche zuvor unveröffentlichte Texte enthält, etwa meinen Artikel „Святой остров Трептов: постмигрантские и трансграничные военно-мемориальные практики в современном Берлине“. [„Heilige Insel Treptow: postmigrantische und grenzüberschreitende Praktiken des Kriegsgedenkens im heutigen Berlin“])

Video und Audio

Подкаст «Далее по тексту»: выпуск «Зачем памятнику биография?» Беседа Натальи Конрадовой с Михаилом Габовичем, 21 марта 2013 г.
Петербург Свободы. Как памятники влияют на людей? Беседа с Виктором Резунковым, май 2015 г.
Историк Екатерина Махотина. День Победы: культура памяти в России и в Германии
День Победы. Приграничная память: как и что отмечают 9 мая в России и Эстонии. Академия постдипломного педагогического образования, Санкт-Петербург, октябрь 2017 г.
Nationalismus und Geschichtspolitik in Russland. Heinrich-Böll-Stiftung, Konferenz “Geschichtspolitik und neuer Nationalismus im gegenwärtigen Europa”, Oktober 2017.
Erinnerungskultur und Gedenkpraktiken. Eine Begriffsschärfung, postmigrantisch illustriert. Einstein Forum, 22.6.2019
Беседа с Александром Фокиным о военной памяти и истории Дня Победы
Cordula Gdaniec: Sowjetische Kriegsgefangene in der Erinnerung an den Großen Vaterländischen Krieg
Mischa Gabowitsch: Soviet and Post-Soviet War Commemoration Reconsidered. CISR Berlin, December 2020
Презентация-обсуждение сборника «Памятник и праздник: этнография Дня Победы» (СПб.: Нестор-История, 2020). Январь 2021 г.
Mischa Gabowitsch: Emotional Regimes and Commemorative Conflict. Presentation at ISA Forum Porto Alegre 2021
Память о Второй мировой войне и транснациональные коммеморативные практики
Другие памяти в памяти о Великой Отечественной войне
Victory Day: Ethnographies of Post-Soviet Commemoration

Häufig gestellte Fragen

Wie hießen die Projekte? Wer leitete sie? Wie wurden sie finanziert?

2013: Projekt „Denkmal und Fest: 9.- Mai-Feiern und die Interaktion sowjetischer Kriegsdenkmäler mit den lokalen Gemeinschaften in den Nachfolgestaaten des sowjetischen Militärblocks“ unter Leitung von Mischa Gabowitsch und Elena Nikiforova, gefördert durch das Französisch-Russische Zentrum für Geistes- und Sozialwissenschaften und die Moskauer Gesellschaft „Memorial“. Das Projekt ist dokumentiert in dem 2020 erschienenen Sammelband «Памятник и праздник: этнография Дня Победы» [Denkmal und Fest: Ethnographie des Siegestags], herausgegeben von Mischa Gabowitsch mit einem Druckkostenzuschuss des Deutsch-Russischen Museums Berlin-Karlshorst.

2015: Projekt „Sieg—Befreiung—Besatzung: Kriegsdenkmäler und Gedenkfeiern zum 70. Jahrestag des Kriegsendes im postsozialistischen Europa“ unter Leitung von Mischa Gabowitsch, Cordula Gdaniec und Ekaterina Makhotina, gefördert durch die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, die Bundesstiftung Aufarbeitung, die Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien München-Regensburg und das Deutsch-Russische Museum Berlin-Karlshorst. Die Ergebnisse fanden Niederschlag im Sammelband „Kriegsgedenken als Event: Der 9. Mai 2015 im postsozialistischen Europa“, herausgegeben durch Mischa Gabowitsch, Cordula Gdaniec und Ekaterina Makhotina. Im Rahmen des Projekts entstand außerdem eine von Cordula Gdaniec kuratierte und von Mischa Gabowitsch und Ekaterina Makhotina mitbetreute Ausstellung mit dem Titel „Der 9. Mai lebt – es lebe der 9. Mai. Formen des Gedenkens an das Kriegsende 1945“ im Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst, die auf Bildmaterial aus dem Vorgängerprojekt des Jahres 2013 basierte.


Worin unterschieden sich die beiden Projekte voneinander?

Das erste Forschungsprojekt war ein Pilotversuch. Da wir nur über minimale Finanzierung verfügten, hatten wir keine Möglichkeit, FeldforscherInnen in zuvor nach festen Kriterien ausgewählte Orte zu entsenden. Unser Team setzte sich überwiegend aus KollegInnen zusammen, die sich bereits für die Erforschung von Gedenkpraktiken interessierten oder aber einen bestimmten Ort aus ihrer Feldforschung zu anderen Fragen gut kannten und bereit waren, ihr Themenspektrum zu erweitern. So bestimmte die Zusammensetzung des Projektteams weıtgehend die Auswahl der Beobachtungsorte statt andersherum. Die Grundlagen unseres Ansatzes und Richtlinien zur Beobachtung, zur Durchführung von Interviews, zum Fotografieren und Kartografieren wurden auf einem Vorbereitungs-Workshop gemeinsam ausgearbeitet, aber in den schließlich entstandenen Texten schrieben jede Autorin und jeder Autor über den Ort und die Aspekte des Themas, die ihr oder ihm besonders interessant erschienen.
Das zweite Projekt hatte ein strengeres Forschungsdesign. Die Datensammlung erfolgte nach eindeutigeren Vorgaben. Wir konzentrierten uns auf eine geringere Anzahl Länder, dafür wählten wir in jedem dieser Länder mehrere Regionen aus. In jeder Region waren ein/e oder mehrere FeldforscherInnen unterwegs, für jedes Land gab es eine/n KoordinatorIn, die die Ergebnisse dann auch für den abschließenden Sammelband zusammenfassten. An der Feldforschung beteiligten sich auch zahlreiche Studierende.
Dennoch war das zweite Projekt nicht „besser“ als das erste. Eher erlaubten es beide, unterschiedliche Aspekte der Gedenklandschaft in den Blick zu fassen. 2015 bearbeiteten wir eine größere Datenmenge und konnten landesweite Tendenzen sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen verschiedenen Regionen und Orten von Belarus, Deutschland, Estland, Russland und der Ukraine (und der Republik Moldau, die dann aber aufgrund von Schwierigkeiten des örtlichen Teams nicht im Sammelband besprochen werden konnte) dokumentieren. Das Projekt von 2013 hingegen war gerade aufgrund der individuellen Herangehensweise der Autorinnen und Autoren interessant, die den jeweils für „ihren“ Ort charakteristischen Aspekten besondere Aufmerksamkeit schenken konnten.
Die vor und nach der Annexion der Krim gesammelten Daten erlauben es außerdem, sowohl Konstanten des Gedenkens als auch die Auswirkungen der politischen Umbrüche von 2014 festzuhalten.

Ist der deutsche Sammelband eine Übersetzung des russischen? Oder andersrum?

Bei den beiden Sammelbänden handelt es sich nicht um zwei verschiedene Sprachfassung ein und desselben Buchs. Sie enthalten unterschiedliche Texte. Das 2017 auf Deutsch erschienene Buch dokumentiert das Projekt des Jahres 2015. Die Veröffentlichung des russischen Sammelbands zum Projekt des Jahres 2013 verzögerte sich aus technischen Gründen, wodurch er erst 2020 erscheinen konnte; viele der Aufsätze wurden jedoch (zum Teil in gekürzter Fassung) in Zeitschriften oder online vor-veröffentlicht. Auch die Autorinnen und Autoren der beiden Sammelbände sind nicht dieselben. Die Ausnahmen bilden (neben mir) Ekaterina Makhotina (als Autorin eines Aufsatzes über Vilnius in dem russischen Band und Mitherausgeberin sowie Co-Autorin der Einführung zum deutschen Band) und Anna Judkina (als Autorin eines Artikels zur ersten Ewigen Flamme in der Sowjetunion im russischen Buch und Co-Autorin des Kapitels zu Russland im deutschen). Die einzigen Textpassagen, die in beiden Büchern vorkommen, sind einige Absätze in meinen jeweiligen Kapiteln über Berlin.

Sind die Projekte komplett abgeschlossen?

Im Rahmen der Projekte wurde eine enorme Datenmenge gesammelte: über 800 Interviews, mehrere Tausend Fotos, hunderte Artikel aus Print- und Online-Medien, Feldforschungsnotizen, Karten, Profile einzelner Denkmäler u.a. Nur ein kleiner Teil davon fand Eingang in unsere Bücher und Aufsätze. Besonders der Ländervergleich und der diachrone Aspekt kamen darin zu kurz. (Mit genau diesen Aspekten beschäftige ich mich aktuell im Rahmen meiner Forschung zur Geschichte des sowjetischen Kriegsgedenkens. Resultat wird ein Buch in englischer Sprache sein, das die Entwicklung des Siegestages von den Anfängen bis in die Gegenwart nachzeichnet.) Den Großteil der gesammelten Daten darf ich aus ethischen und rechtlichen Gründen nur Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Projektteams von 2013 und 2015 zur Verfügung stellen. Ich bin jedoch offen für eine Zusammenarbeit und nehme bei der weiteren Analyse gerne neue Fragestellungen auf. Sollten Sie Interesse an einer solchen Zusammenarbeit haben, schreiben Sie mir bitte eine Mail und skizzieren Sie Ihre Forschungsinteressen und -fragen.